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RITA TRESCH
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TAGEBUCH ​2022  Juli

JULI

2. Bin wieder zurück aus der 10- tätigen Rundreise auf der Route des Grandes Alpes und der Route Napoléon in Frankreich. Es war wunderschön durch die abwechslungsreiche Landschaft zu fahren. Mal ging es Hoch hinauf (2770 m ü. M.) und wieder auf (0 m ü. M.) herunter ans Meer. Wir überquerten über 20 Pässe mit vielen Kurven. Die Reisekilometer (2200 km) legten wir mehrheitlich auf Landstrassen und Passstrassen zurück. Wenn wir mal von der eigentlichen Route abkamen, landeten wir schon mal auf den sehr schmalen Strassen im "Outback" Einmal, als über uns Geier auftauchten, zogen wir es dann doch vor in die sogenannte Zivilisation zurückzukehren. Trotzdem, es war schön so mutterseelenalleine unterwegs zu sein. Die reine Tagesfahrzeit lag jeweils zwischen 4 und 6 Stunden. Verpflegt haben wir uns aus der Tasche oder wir kehrten irgendwo ein. Einfach, wie es gerade passte.
​Die Nächte verbrachten wir in 7 verschiedenen Hotels. Dort haben wir dann immer auch reichlich gefrühstückt.
Die von mir vorbestellten Zimmer waren alle mehr oder weniger rollstuhlgerecht. Die Grösse der Zimmer und der Badezimmer variierten zwischen 15 und 30 m/2. Bei einigen Badezimmer war das WC erhöht, dafür hatte die Dusche einen Rand. Die meisten Betten hatten eine ideale Transferhöhe. Im grossen und ganzen hat es mit den Hotels gut geklappt, besser als befürchtet. Wir hatten dafür auch vorgesorgt. So hatte ich mir einen kleinen elektrischen Reiserollstuhl und einen zerlegbaren Dusch- Toilettenstuhl zugelegt. Mit etwas Improvisation und Abenteuerlust haben wir das Thema Unterkunft ganz gut gemeistert. Geschlafen haben wir jedenfalls gut und so konnten wir jeweils am andern Tag gut erholt die nächste Etappe in Angriff nehmen. 
Die Landschaften haben sich auf der Route immer wieder geädert. So prägten Berg- und Felsformationen und die unterschiedlichen Farben des Gesteins das Landschaftsbild. 
Auch die Pflanzen trugen zur Farbigkeit der Gegend bei. Natürlich spielt auch das Wetter eine Rolle. Auf unserer Tour schien meistens die Sonne. Und wenn es mal nass wurde, dann richtig. So wurden wir zweimal mit Hagelkörner eingedeckt. 
Oft legten wir bei Orten mit Sehenswürdigkeiten einen Halt ein. Das gab meinem Mann auch immer wieder die Gelegenheit die Beine zu vertreten. Natürlich durfte auch der Bummel durch sehenswerte Orte und das Sightseeing durch Altstädte nicht fehlen. Wenn es die Möglichkeit gab, schlenderten wir auch durch Marktstände. Die  ortstypischen Lebensmittel wie Käse, Wurst, Fisch, Gemüse und Früchte wurden vor allem an den Vormittagsmärkten angeboten. Während der Strassenverkehr auf unseren Routen sehr locker war, kam es auf den Märkten schon mal zu Stockungen. Auf mich im Rollstuhl haben die Marktbesucher jedoch stehts Rücksicht genommen. 
Was mir auf der Tour besonders ins Auge gestochen ist, sind die wunderschönen Gebäude aus Stein und Holz. Oft zu sehen in Skigebieten. Traumhaft schön!
Natürlich trafen wir auf unseren Fahrten nebst den Geiern auch auf andere Tiere. So sahen wir Kühe, viele Pferde und noch mehr Eselherden. Auch Ziegen und vom Hirtenhunden bewachte Schafherden säumten unsere Wege. Kleingetier wie Vögel, Schmetterlinge und das zirpen der vielen Grillen waren ebenso zu hören oder zu hören. Ein Schild machte uns gar auf Murmeltiere aufmerksam.
Etwas noch zur Sprache. Uns wurde vor der Reise zugetragen, dass die französische Bevölkerung partout nicht eine andere Sprache sprechen will. Auch dann nicht, wenn sie es könnten. Da weder mein Mann, geschweige den ich, der französischen Sprache mächtig sind, musste ich mir etwas einfallen lassen. So habe ich uns vorgängig ein kleines Ringbuch mit wichtigen Begriffen und Sätzen erstellt. Für das Lesen der Speisekarte schien mir dies besonders wichtig. Wer will schon Froschschenkel essen. Ausserdem war uns wichtig, wenigstens die Begrüssung und das Einchecken auf französisch zu machen. (Ich war da natürlich fein raus) So hat alles unerwartet gut geklappt. Oft wurde nach wenigen Worten auf die englische Sprache gewechselt. Mit beidseitigen Bemühungen kommt vieles gut. 
Durch die vielen Etappen und die fast täglichen Hotelwechsel, waren diese Ferien sehr abwechslungsreich. Ich bin sehr froh, konnte ich und mein Mann die Route des Grandes Alpes noch machen. Mit meinem Krankheitsbild, mit meinen Einschränkungen ist dies keineswegs selbstverständlich. Während ich die Vorarbeiten zur Reise Zuhause am PC erledigte, übernahm mein Mann das Fahren und meine Pflege während der Reise. Gewaltig, was mein Mann während unserer 10- tägigen Tour stemmen musste. Danke, dass du diese Abenteuerreise mit mir unternommen hast.

Auch wenn es noch viel über unsere Reise zu berichten gäbe, beende ich nun meinen Ferienbericht und lasse dann irgendwann die Bilder in Form eines Videos weiter berichten.

4. Ich starte mal mit etwas Musik in die neue Woche. Morning Coffee Blues


9. Natürlich halte ich mich an diesem schönen Sommertag im Freien auf. Ich sitze unter dem Sonnensegel und blicke in den Garten. Was sehe gefällt mir. Nach meinen Ferien sah es anders aus. Die Pflanzen haben es in unserer gar bunt getrieben. So mussten wir diese Woche zuerst etwas Ordnung in den Garten bringen. Die Blumenbeete wurden von sogenanntem Unkraut befreit und der Rasen bekam einen begehbaren Schnitt. Das kurzgeschnittene Gras kam unseren Gartenmitbewohnern, den Eidechsen, heute gerade recht. Zu Hauf versammeln sie sich um den Rasen und beobachten mit hochaufgerichtetem Oberkörper die Grünfläche. Es ist wieder ein Hochzeitsflugtag der Ameisen. Geschlechtsreife Weibchen und Männchen verlassen das Nest und kriechen an die Erdoberfläche. Auf diesen Moment haben die Eidechsen gewartet. Bevor die Ameisen zum "Paarungsflug" starten, versuchen die Eidechsen so viele wie möglich zu fangen und zu fressen. Heute ist der Tisch der Eidechsen reichlich gedeckt. Ameisen, welche den Abflug geschafft haben und die Paarung erfolgreich war, bilden den Grundstein für weitere Kolonien. Während die männlichen Ameisen nach der Paarung sterben, verlieren die Weibchen lediglich die Flügel. Die brauchen sie auch nicht,  wenn sie wieder unter der Erde einnisten und damit beginnen, ihre eigenen Staaten aufzubauen. 
Es gibt viele interessante Vorgänge in der Natur, die es Wert sind, beachtet zu werden.

13. Obwohl das Sommerwetter nicht schöner sein könnte, habe ich es heute vorgezogen den heutigen Tag auf unserem Balkon zu verbringen. Im Garten war es mir definitiv zu heiss. Da der Balkon auf der Ostseite des Hauses liegt, habe ich dort ab Mittag Schatten und dadurch etwas kühler kühler für mich. Den Garten habe ich trotzdem von oben herab im Blick. Natürlich dürfte ein kühlendes Getränk nicht fehlen. Mein Drink mit Rhabarberaroma lockte auch einen Gartenbewohner zu mir auf den Balkon. So teilte ich meinen Drink mit einer jungen Weste. Wir kamen ganz gut Mietender zurecht. Manchmal benutzte die Wespe meinen Glashalm als Kletterhilfe um so besser an das erfrischende Nass zu gelangen. Einmal ist sie doch voll abgerutscht und landete strampelnd im Drink von wo sie mein Mann retten musste. Dies hat sie jedoch nicht abgehalten, immer wieder zum trinken zu kommen. Unter dem Moto, "tust du mir nichts, tu ich dir nichts" verbrachten wir den ganzen Nachmittag zusammen. Während des Trinkvorgangs konnte ich die Weste gut beachten, respektive studieren. Ich weiss nun dass sie einen zum Spitz verlaufen schwarz-gelb gestreiften und gepunkteten Hinterkörper hat. Die 6 Beine sind unten am Körper angebracht, haben Wiederhaken und sind ebenfalls zweifarbig. Sie hat eine sehr schmale Taille (Wespentaille). Am ebenfalls zweifarbigen Oberkörper befinden sich zwei pergamentartige schmale Flügel, die bis zum Ende des Hinterkörpers reichen. Am Kopf befinden sich die Augen, zwei schwarze Fühler und das Maul mit dem Saug- und Beisswerkzeug.
So gibt es für mich immer etwas zu beobachten, egal wo ich mich gerade aufhalte. 

18. Wieder mal etwas von meiner Gesundheitsfront. Heute fand mein halbjährig stattfindende Lungenfunktionstest statt. Diesmal war ich gespannt auf das Ergebnis. Ich hatte in letzter Zeit das Gefühl, etwas weniger Luft zur Verfügung zu haben und schneller müde werde. Ich, die während des Tages kaum mal ein Mittagsschlaf einlege, mache nun öfters ein kurzes Nickerchen im Rollstuhl. So war ich doch überrascht, dass das Ergebnis besser ausfiel als beim letzten Mal. Der Sauerstoff im Blut wurde heute auch wieder untersucht. Dafür entnimmt die Pneumologin aus der Arterie. Bei mir ist die Blutabnahme immer eine Herausforderung. Ob Vene oder Arterie, sie werden nicht gerne als Zapfsäule benutzt ​und verstecken sich. So muss oft mehrmals gestochen werden. Vielleicht ist dies auch der Grund, warum der Lactatwert erhöht war. Weiter ist mein Kaliumwert etwas zu niedrig und wird nun Medikamentös behandelt. Was jedoch super ist, ich brauche noch keine Atemunterstützung, da der Sauerstoffgehalt im Blut ausreicht. 
Die Ergebnisse bekommen jeweils auch mein Hausarzt und meine Neurologin. Nachdem ich aufgrund von beruflicher Neuausrichtung meines langjährigen Hausarztes Anfang dieses Jahres eine neue Hausärztin suchen musste, verliere ich nun auch meine langjährige Neurologin. Die Neurologin war für mich und viele ALS Betroffene und Angehörige von unschätzbarem wert. Ihre kompetente Beratung und uneigennützige Art wird mir fehlen. Sie hinterlässt eine riesen Lücke in der ALS Familie. Vielen, vielen Dank für so Vieles und alles Gute für Sie. Die Suche nach einem ALS-Erfahrenen Neurologen beginnt.
Die Krankheit schreitet zwar sehr langsam voran, aber sie schreitet. Das Schlucken von diversen Speisen wird schwieriger und die Aussprache unverständlicher. Ansonsten, körperlich / bewegungsmässig hat sich nichts weiter verschlechtert. Ich kann noch immer mit Unterstützung stehen und den Transfer über den Drehteller machen. Ich bin froh über die zwei Stunden Physiotherapie pro Woche. Meine langjährige Therapeutin hält mich in Bewegung. Im grossen und ganzen kann ich also zufrieden sein. 

23. ​Hollow Coves - From the Second Floor 

31. Diese Woche wurde ich gleich mehrmals mit Nadeln gepikst. Am Dienstag musste ich zwecks erneuter Blutanalyse zu meiner Hausärztin. Da sich meine Adern und Venen Meister im Verstecken sind, zieht sich die Blutabnahme jeweils in die Länge. Durch streichelnde und tätschelnde Berührungen lassen sich die Venen hervorholen. Oft muss die Kanüle mehrmals ansetzen um zu Blut zu kommen. Manchmal versiegt die Blutquelle auch einfach oder die Vene platzt. Und so geht die Suche von neuem los, wie auch am Dienstag. Zur Vervollständigung der Blutabnahme musste schlussendlich eine Fingerbeere herhalten. Laut Auswertung des Blutes, liegt mein Kaliumwert  erfreulicherweise wieder im Normalbereich. So verlies ich mit Pflaster in der Armbeuge und Finger und einen Druckverband an der Handoberfläche die Ärztepraxis. 
Am Donnerstag hatte ich dann noch meinen Botox Termin im Rehab Basel. Dabei wird bei meinem linken Unterarm, an zwei vordefinierten Muskelsträngen, Botox eingespritzt. Die Verkrampfungen in meinen Fingern lassen dabei nach und meine zur Faust gerollten Finger lassen sich wieder geschmeidiger öffnen. Dieses Prozedere wiederholt sich alle vier Monate. Das Ganze ist schmerzfrei, ausser die Spritze muss unter der Haut nochmals nach der richtigen Stelle suchen, dann ist es manchmal unangenehm. Ausser Botox bekam ich ein weiteres Medikament verschrieben, welches den Speichelfluss etwas zügeln soll und den Redefluss etwas verstärken soll. Mal schauen was passiert.
In Basel konnte ich gleichzeitig meine Neurologensuche klären. Ich werde wieder eine Neurologin haben, welche mich wie bisher, umfassend berät und durch die Krankheit begleitet. 

AUGUST

7. Warum soll ich auf die Umwelt acht geben? Warum mit unseren Bodenschätzen sparsam umgehen? Warum mich um das Wohlergehen von Mensch und Tier kümmern? Warum soll ich mich der Umwelt anpassen und nicht alles auf einmal verprassen? Was zurzeit auf unserem Planeten vor sich geht, lassen solche Fragen zu. Was sich machthungrigen Staatsoberhäupter immer wieder herausnehmen geht gar nicht. Ich kann nur hoffen, dass sie doch noch zur Vernunft kommen und unseren wunderbaren Planeten nicht noch mehr durch diese Kriege verseuchen und zerstören.
Ich hoffe, dass ich noch lange diesen Planeten bewohnen darf. Es gäbe noch so viel Schönes, welches ich auf Reisen oder auch auf meinen Rollitouren entdecken möchte. Ich finde es äusserst schade, dass mein Leben nicht ausreicht, den hintersten Winkel unserer Erde zu erkunden. Und das hat nichts mit meiner verkürzten Lebenserwartung zu tun. Auch ein Leben mit 100 Jahren würde nicht reichen, all die wundersamen Details unseres blauen Planeten erleben zu können. Vieles wird mir immer verborgen bleiben. So ist es auch mit dem Weltall, dem Universum. Ich würde so gerne Wissen wie das Universum funktioniert. Ich möchte es begreifen, ich möchte die Gesamtheit fassen können. Ich fürchte, es wird mir wohl immer ein Geheimnis bleiben. 


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